Wanderung mit Sahnehäubchen

Von Fürth nach Lindenfels und zurück am 19. Oktober 2025

Wer Ingrid Kober und ihre Touren kennt, weiß auch, dass sie unterwegs immer etwas Besonderes vorzuzeigen hat. So stellten sich auch 22 Wanderer am Treffpunkt beim Schleenhof in Fürth ein, diesmal schon um neun Uhr.

Bequem ist von hier der alte Weg nach Lindenfels zu erreichen, er führt über einen langen Rücken, all diese werden im Odenwald „Buckel“ genannt. Die üblichen Karten geben den Namen dieses einen Buckels leider nicht her. Am Rand des Weges steht eine Reihe von Kunstwerken, die eingehend zu betrachten durchaus gelohnt hätte; wäre nur der Wind nicht so frisch gewesen. Also ging die Gruppe zügig voran, um sich von innen zu wärmen.

Am Ortseingang bei einem der Neubauviertel von Lindenfels kam uns eine Gruppe vom OWK entgegen, und nach „Hallo“, „woher – wohin“ etc. gings für uns weiter zum Fürther Tor der mittelalterlichen Stadtmauer. An der Innenseite des Tores liegt der Kerker, ein jämmerliches Loch, zu schlecht zum Leben und zu gut zum Sterben, man möchte es sich nicht vorstellen.

Ein paar Schritte waren es dann noch zum Deutschen Drachenmuseum, das in einem alten Palais untergebracht ist. Nicht jeder weiß, dass es um die Ecke des Museums zum Drachengarten geht, wo Ingrid uns hinführte. An mittelalterlichen Mauerresten stehen, von Blumen umgeben, schöne Skulpturen, ein echter Anziehungspunkt, der unmittelbar zum Bürgerturm überleitet. Dieser hat sicherlich schon bessere, aber auch schlechtere Zeiten gesehen. Heute ist er mit Feingefühl und Zurückhaltung wiederhergestellt. Er beherbergt eine stabile Metalltreppe und an der Wand Drachen aus allen Windrichtungen und Kulturen, freilich nur als Bilder. Von der Plattform aus ist die Aussicht hervorragend, über das Weschnitztal bis hinunter zur Wachenburg, ein ganzes Panorama.

Durch die historische Altstadt und am Kurgarten vorbei führte der Rundgang hinauf zur Burg, dem Wahrzeichen und Hauptanziehungspunkt von Lindenfels. Von der Mauer aus genossen wir nochmals einen wunderbaren Rundblick über die ganze verwinkelte Stadt und auch über das verwaiste ehemalige Luisenkrankenhaus; nicht zu vergessen die Landschaft des Odenwaldes bis zum Weißen Stein hin. Im Norden schirmen die hohen Hausberge von Lindenfels den Blick ab. Direkt vor dem Burgtor steht ein kleines Kaffee mit Sitzgruppen, ideal für unsere Stärkung vorwiegend aus dem Rucksack.

Den Burgberg hinab führte uns nun Ingrid über verschlungene Pfade nach Schlierbach, ein kurzes Stück bachaufwärts zu Kirche und Friedhof mit den berühmten Stickelbrettern auf den Gräbern, eine Calvinistische Tradition. Nach dem Dreißigjährigen Krieg brauchte es Neubürger aus der Schweiz, um das leere Land wieder zu besiedeln. Geschichtsträchtig blieb auch der weitere Weg, nämlich der Gerichtspfad, der am Schlierbach entlang Richtung Fürth verläuft, wo sich bis auf den heutigen Tag ein Amtsgericht befindet. Auf diesem Pfad dürften die Herzen nicht immer freudig geklopft haben. Dagegen klopften unsere Herzen schneller beim Aufwärtsgehen von Eulsbach nach Erlenbach.

Ingrid hatte hier nochmal einen guten Rastplatz ausgeguckt, den wir dankend annahmen. Ein kleiner Schlenker über den Katzenberg war nötig, um nach Linnenbach herunterzukommen, bei zunehmendem Sonnenschein, dann gings – ja, über den Buckel – zur Schlussrast in den Schleenhof.

Herzlichen Dank an Ingrid für diese Führung durch Landschaft und Geschichte.

28.10.25  Hans Schlabing