Ultental 2013

Der Singkreis im Ultental/Südtirol vom 12.10.2013 bis 19.10.2013

Das Ultental ist eines der ältesten besiedelten Täler Südtirols. Viele Wanderwege, uralte Bauernhöfe die sich an steile Hänge klammern, Bergseen, gepflegte Bergwiesen, und urige Almen, können in dieser einzigartigen Landschaft erkundet und bewundert werden. Aus kultureller Sicht sind die Orte St. Pankraz, St. Walburg (der Hauptort Ultens), St. Nikolaus sowie St. Gertraud von besonderer Bedeutung.
Mit bester Laune starteten wir am Samstag den 12. Oktober, mit 2 Kleinbusse für 1 Woche nach Südtirol. Am späten Nachmittag erreichten wir das Selbstversorgerhaus „Gruebhof“, (ca. 900 m ü.M.), wo uns der Hofwirt Franz Berger erwartete. Er informierte über die klimatischen Bedingungen und darüber, dass es vor wenigen Tagen unerwartet viel geschneit hatte.

Planmäßig ging es am nächsten Morgen, auf den „Marlinger Waalweg“. Die sogenannten „Waale“, ein Jahrhunderte altes Bewässerungssystem, das besonders im Vinschgau anzutreffen ist. Eine Eingehtour zwischen Weingärten, Apfelplantagen und Kastanienbäumen von Lana nach Töll stand auf dem Programm. Die Etsch und Meran im Tal, etwas höher gelegen die Orte Dorf Tirol, Algund und Partschins waren zu erkennen, doch die Berge darüber waren noch wolkenverhangen. 

Der 2. Wandertag sollte etwas anspruchsvoller werden. Walter Hebling wollte uns auf die Naturnser Hochwart 2608m führen, ein Bergrücken mit großartiger Aussicht, der zwischen dem Vinschgau und dem Ultental liegt. Doch schon auf halber Höhe lag der erste Schnee und eine besorgte Bäuerin meinte: „net dass ma euch dann mit der Bergrettung hole muss“, veranlasste uns zum Kurswechsel. Es wurde Pawigl, das sonnenverwöhnte Bergdörfchen angesteuert, das mit seinem Kirchlein St. Oswald eine kulturelle Alternative bot. 
Für den Abend war eine Einkehr zur „Leachn“ Hofschenke (1.340 m ü.M.) bei Anni und Hermann, vorgesehen. Die Hofschenke liegt unterhalb der Guggenberger-Alm und ist bekannt für Spezialitäten der eigenen Lammhaltung. Wir verbrachten in der Hofschenke einen recht gemütlichen und fröhlichen Abend. Das Essen (Lamm- oder Kalbsbraten) war köstlich, der Landwein schmeichelte unsere Kehlen und erweichte das Gemüt, sodass Walter Hebling noch zum Abschluss aus seinem Repertoire ein passendes Lied anstimmte. 
Anni war so begeistert, dass sie uns beim Übergang von Strophe zu Strophe mit einem Jodler begleitete. In der Dunkelheit und mit Hilfe von Stirnlampen machten wir uns auf den langen Heimweg zu unserm Quartier. 

Meran, die Metropole des Vinschgaus, war Ziel des folgenden Tages. Bei wolkenlosem Himmel ging es durch den Kurgarten von Meran zum Tappeinerweg, einem der schönsten und eindrucksvollsten Wege in Südtirol. Traumhafte Blicke in den Vinschgau, die frisch verschneiten Gipfel der Texelgruppe, und die mediterane Umgebung ließ diesen Tag zu einem besonderen Erlebnis werden. Der Wanderweg führt weiter über den Algunder Waalweg, danach am Schloss Thurnstein vorbei zur Pfarrkirche St. Peter. Dieser Sakralbau birgt Fresken aus der romanischen Stilepoche und Malereien aus vorgotischer Zeit. Zurück ging es an Schloss Tirol vorbei nach Dorf Tirol, wo der öffentliche Bus stand und uns nach Meran brachte. 
Die herrlichen und unzähligen Ausblicke über die Stadt Meran und den ganzen Talkessel bereiteten uns einen wunderschönen Tag.

Eine Wanderung entlang des Ultentals war am nächsten Tag angesagt. Von St. Walburg ging es an den Hängen des Tales entlang; die Blicke streiften über den Zoggler-Stausee, die Bauernhöfen an steilen Hängen und die herbstlich gefärbten Bäumen, bis St. Nikolaus erreicht wurde. 

Am fünften Tag in das Schnalstal. Der Vorschlag kam von Christa und Günter Sommer, die schon seit Jahren diese Gegend bereisen. Ein wunderschöner Wanderweg führte uns vom Vernagt-Stausee zum sogenannten Finailhof (1973 m ü.M.), aus dem 12. Jh. Es handelt sich um einen der höchstgelegenen Kornhöfe Europas. Die schmucke Bauernstube glich einem Museum und die angepriesenen Spezialitäten machten uns neugierig. So konnte man eine „Schnalser Schneemilch“ verköstigen. Der Rundweg führte über das Stausee-Ende zum Parkplatz. Eine kurze Busfahrt nach Kurzras schloss sich an, wo die umliegenden 3-tausender Berge zu sehen sind. 

Die letzte Tagestour ging nach St. Gertraud (1.591 m ü.M.) im hinteren Ultental. Beim Aufstieg zum Weißbrunnsee 1.900 m erlebten wir eine atemberaubende, buntgefärbte Landschaft mit steilen Hängen und Bergwiesen. Die goldene Färbung der Lärchen hatte hier zaghaft begonnen. Der Weg bis zum See war teilweise verschneit, vereist oder man musste über umgestürzte Bäume klettern. 
Nach der Mittagspause gingen 9 Wanderer den gleichen Weg nach St. Gertraud zurück mit der Option, bei den Ur-Lärchen (2000 jährige Lärchen) vorbei zu schauen. Der Rest der Gruppe entschied sich, den Rückweg über die Tuferalm 2.126 m zu nehmen. Nach steilem Abstieg durch Schnee und unzählige Hindernisse wurde der Kleinbus in St. Gertraud erreicht. 
Am Gruebhof angekommen, empfing uns ein verlockender Duft vom Abendessen. Erschöpft, glücklich und zufrieden konnten wir uns an den gedeckten Tisch setzen.

Eine unvergessliche Wanderwoche im Ultental ging zu Ende. Als sich am späten Abend der Hofwirt von uns verabschiedete sagte er: „seit Jahren die aktivste Wandergruppe“! 
Und das verdanken wir, ohne Zweifel, Walter Hebling, der sich nie scheut, die sicherlich mühevolle Planung und Durchführung der Touren zu übernehmen. Dafür ein großes Dankeschön und ein Vergelt’s Gott.
Letztlich bleibt uns noch der Trost, so wie ein Sprichwort sagt: „Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt“. Und das „Häusl am Stoan“ suchen wir das nächste Jahr auf und wenn wir es gefunden haben, gehen wir zum „Törggelen“ und danach singen wir ein Lied, oder auch zwei.


Oktober 2013

U-M.S.