Das Allalinhorn stand im Mittelpunkt vom 01.09.2013 bis 07.09.2013
Früh am Samstag startete für die 1. Septemberwoche vom Rolf Engelbrecht Haus aus eine erwartungsvolle Elfergruppe, vorwiegend aus Mitgliedern des Singkreises per PKW und Kleinbus in die Schweiz.
Schon unterwegs ließen lebhafte Gespräche die Zeit vergehen und die Herzen höher schlagen; stehen doch einige alpine Bergwanderungen an. Jeder berichtete von seinen früheren Touren; nur ich selbst hielt mich ein bisschen zurück, hatte ich doch vor wenigen Wochen im Singkreis in einem leichtsinnigen Moment eingestanden, dass ich mir meine Bergerfahrung bis jetzt im wesentlichen beim Besteigen des mindestens acht Meter hohen Apfelbaumes im eigenen Garten erworben hatte; damit hatte ich bei meinen Singkreisfreunden unvergessliche Blicke mit stummen Entsetzen geerntet. Aber Walter Hebling hat ja schon viele andere Leute motiviert und so hatte ich seine unverhoffte Einladung zum Bergwandern kurz entschlossen angenommen und war nun mit dabei.
So flogen an den Autofenstern die weißen Wände des Schweizer Jura vorbei, von Bern und dem Thuner See war nichts zu sehen, dafür im Kandertal schon richtig schöne Berge; die Bahnverladung von Kandersteg nach Goppenstein kürzte die Fahrt ab, nun das Rhonetal ein kleines Stück hinauf und gleich nach Süden in das Tal der Vispa und unversehens waren wir schon in Saas Grund „Unter den Bodmen“ vor dem schönen Haus Piccolo und nahmen Quartier.
Das schöne Wetter und die phantastischen Berge lockten uns bald vor die Tür zu einem kleinen Rundgang, im Auto hatten wir schließlich lang genug gesessen und die erste Höhenanpassung musste auch sein.
Allen diesen Saasdörfern (- Grund, – Fee, – Almagell, – Baalen) hat der vergangene Gletscher einen breiten Platz ins U-Tal gehobelt, wo alles, was da hingehört, gut Platz hat, schöne Gästehäuser, kleine Ställe, schmucke Gemüseund Blumengärten. Vorratsspeicher mit großen Scheiben aus Stein gegen die Vorratsschädlinge aber auch Talstationen für die Bergbahnen.
Weiter unten im Saastal ist weniger Platz, hier hat sich der Fluss nach der Eiszeit eine tiefe Schlucht gegraben mit seiner gewaltigen Erosionskraft aus Wasser und mitgeführtem Gestein.
Den Hang dieses U-Tales stiegen wir nun hinauf nach Saas-Fee, vor dem die Benzinkarren halt machen müssen, nur Elektroautos schleichen herum, und das tut dem Ort sehr gut, er ist so richtig gemütlich. Ganz im Gegensatz dazu der Blick nach oben zum Halbrund der Gletscher und Gipfel, die jeder Bergfreund im Traum hersagen kann und deren Namen uns Walter in den nächsten Tagen öfter noch regelrecht vorgebetet hat – darunter die Mischabelgruppe mit ihren berühmten Gipfeln.
Sonntags ging es mit Kleinbus und PKW, chauffiert von Walter und Dieter, wieder talabwärts, nach Stalden, und mit der Kabinenbahn, über die hier besonders tiefe Schlucht der Visp hinweg zur Bergstation nach Gspon.
Der ehemalige Walserweg, oder Gsponer Höhenweg genannt – einer der schönsten Höhenwege im Wallis – führt mit mäßigen An- und Abstiegen nach Süden, zur rechten Hand fällt der Hang recht steil ab, so dass beim Blick nach unten, die Visp und die Straße sich gleichsam zwischen den Fußspitzen winden, nur halt eben tausend Meter tiefer; zur Linken geht es meist steil in Höhen bis um die viertausend Meter in den „ewigen“ Schnee. Rast machten wir an einer Hütte am Weg; der Hüttenwirt war ein alter Senner, der immer noch im Sommer vor den Blechlawinen im Tal ins Gebirge flüchtet. Im Haus Piccolo warteten dann wieder in bunter Reihenfolge Kuchen, Kaffee, die Dusche und auch erneut ein schon ein an der Bergstraße vorbereitetes Essen auf uns, und so waren wir auf den nächsten Tag – den Montag – bestens vorbereitet.
Der Kreuzboden stand als Tagestour an. Von Saas Grund mit der Bergbahn und dann zu Fuß über die Weissmies-Hütte nach Hohsaas zum überwältiggen Panoramaplatz auf 3200m. Hier, in 3200 Metern Höhe, ist es schon angebracht, Kraft und Luft einzuteilen. Achtzehn Viertausender Gipfel, weitgehend in Eis und Schnee, zeigen sich im Rund, und werden auch auf Tafeln in Bild und Wort erklärt. Fesselnd ist der Blick über Eis und Schnee den Westhang der Weissmies hinauf; nicht weniger schön das Panorama der Riesen hinter Saas-Fee. Walter nutzte nun schon die Gelegenheit, uns das Allaninhorn zu zeigen, das für den übernächsten Tag unser Ziel war.
Aber vorher ging es am Dienstag mit dem Bus zum Mattmark-Stausee, und von dort auf dem alten Schmugglerpfad zum Monte-Moro-Pass. Im Anblick der Ostwand des Monte-Rosa-Massivs hielten wir die Mittagsrast.
Mit Spannung hatten wir dem Mittwoch entgegengesehen; es ging ja auf das Allalinhorn mit seinen 4027m!
Drei unserer Mitwanderer wagten die Tour leider nicht, die anderen brachen um sieben Uhr auf und fanden sich recht bald an der Bergstation der Metro Alpin wieder, wo die Ausrüstung angelegt und das Seil aufgenommen wurde. Nach wenigen hundert Metern mussten 2 unserer Bergkameraden wegen Steigeisen-, bzw. Luftprobleme umkehren; das Gipfelerlebnis genossen Claudia, Hans, Heidi, Horst, Theo und selbstverständlich Walter. Es bot sich ein unvergessliches Gipfelpanorama, jetzt auch mit Matterhorn, Mont Blanc, dem Breit- und Weisshorn, ja bis ins Berner Oberland mit Aletschgletscher und Finsteraarhorn konnte man blicken.
Am Donnerstag fühlte sich Zermatt nach den schönen Bergtouren schon fast nach Großstadt an, trotz vieler idyllischer Winkel. Alle waren sehr berührt von der Einkehr auf dem Kirchhof, wo Bergsteiger aus allen Länder der Welt und Schweizer Bergführer nach ihrem Bergtod ihre letzte Ruhe gefunden haben. Nebenan bestellte eine Ordensfrau in ihrer Tracht ihr Gemüsegärtchen. Nach dem Rundgang durch Zermatt fuhren wir mit der Bergbahn zur Sunnegga, von dort ein relativ bescheidener Gang zum Stellisee mit Rast und Blick zum Matterhorn. Vereinzelt zeigte sich mal ein Edelweiß und verschiedene Enzianarten. Nach einem Abstecher zum Grindjisee, Kaffeerast in Findeln im Berglokal „Paradies“ im Angesicht des Matterhorns ging es zurück nach Täsch zu unsere Autos.
Freitag, der letzte Tag! Von Saas Fee aus ging es zu Fuß an den mächtigen Gletschermoränen entlang– die sich freilich vor dem Hintergrund der Bergriesen wie Kinderkram ausnehmen – zum Spielboden. Kurz vor der Bergstation befindet sich eine große Murmeltierkolonie. Die gut genährten Tiere sind so freundlich und schleppen sich zu unseren Karotten und vor unsere Kameras. Nach der Murmeltierfütterung nahmen auch wir unsere Rucksackverpflegung ein, fuhren zu Tal und gleich wieder zu Berg auf den Hannig, um die letzten Panoramablicke zu genießen.
Die Hauswirtin, Frau Anthamatten, verabschiedete uns am Samstag herzlich und wunderte sich, dass wir ohne Ruhetag ausgekommen waren, bei dem tollen Wetter und der phantastischen Bergwelt wäre ein Ruhetag aber auch ein Frevel gewesen. Zurück gings genau so glatt wie hin; Walter fuhr uns noch zum Thuner See, nach Oberhofen mit Schloss und seinem wunderbaren Park. Danach in die Stadt Thun selbst. Auch hier wie am ganzen Thuner See herrscht ein südländisches Flair an der Aare, dem bunten Markttreiben einschließlich Straßenmusik, überragt von der Burg mit dem bei uns in seiner Art ungewohnten Turm (Donjon).
Wie die ganze Woche schon, wurden wir auch am letzten Tag von der Sonne verwöhnt. Die Abschlussrunde war wieder in Achern bei Flammkuchen und wunderbarem Wein.
Wir dankten Walter nochmals für seine hervorragende Organisation und seinen unermüdlichen Einsatz und fühlten uns glücklich im Rückblick auf die Tage in den Bergen in unbeschwerter und herzlicher Gemeinschaft.
Hans Schlabing