Juli 2018
Zu sechst – Marielle, Otha, Agnès, Rainer, Michael und Astrid – planten wir die Tour durch den Wilden Kaiser. Einmal über den Kaiserschützensteig gehen, in voller Länge. Dazu nahmen wir uns fünf Tage Zeit. Aufstieg zur Vorderkaiserfeldenhütte, abgekürzt VKFH, weil kein Mensch immer den vollen Namen aussprechen mag, über den Musikantensteig. Weiter über die Pyramidenspitze und die Hochalm zum Stripsenjochhaus. Von dort über den Eggersteig, die Steinerne Rinne und den Jubiläumssteig zur Gruttenhütte. Am nächsten Tag über den Kaiserschützensteig, das meint den Klettersteig über die Ellmauer Halt und die Gamshalt und die kleine Halt, zum Anton-Karg-Haus. Abstieg über den Pfandlhof und die 250 Stufen die Sparchner Klamm hinunter nach Kufstein.
Dieser Sommer hatte auch für uns einen sehr heißen Tag für den Aufstieg parat. Völlig durchgeschwitzt kamen wir auf der VKFH an. Zum Glück führte der Musikantensteig größtenteils zwar steil aber schattig bergauf. In aller Früh standen wir am nächsten Morgen auf für die lange Tour über die Pyramidenspitze. Wir wurden mit Gämsen belohnt, die sich uns ohne Scheu zeigten. Nachmittags auf der Hochalm hatten wir großen Kuchenhunger und Kaffeedurst.
Doch der Senn meinte, er sei ja schließlich kein Lokal. Er könne uns Limonade und Bier anbieten, wie auf der Schiefertafel angeschrieben. Es wurde recht gemütlich bei ihm. Den Weiterweg vor Augen, ein lang gezogener aufsteigender Weg am Bergrücken entlang, wollten wir gar nicht aufstehen. Doch alles half nichts, unser Bett war im Stripsenjochhaus reserviert. Dort angekommen, hatte der Trubel uns wieder. Das Stripsenjochhaus war gerammelt voll. Das Wetter trübte ein, dies bedeutete auch, dass die Sonne ihre letzten Strahlen auf sich auftürmende Wolken warf, die sich rosa verfärbten. Romantik pur.
Der Weg über den Eggersteig und die Steinerne Rinne war wirklich beeindruckend. Der Wilde Kaiser ist hier absolut wild mit der Aussicht auf die Fleischbank und den Predigtstuhl, ein Eldorado für Kletterer. Wir gingen im Nebel und leichtem Regen los. Erst oben am Kopftörl kam so nach und nach die Sonne hervor, so dass wir wie wild geworden unsere Zwiebelschichten ablegten. Jetzt war es mal wieder zuuu warm. Eine längere Pause war willkommen, der Weg zur Gruttenhütte über den Jubiläumssteig nicht mehr weit. Die Gruttenhütte ist nach dem Umbau hell und angenehm. Ein alter Erste-Hilfe-Kasten hat die Sanierung überstanden. Öffnet man diesen, steigt einem der beißende Geruch von Desinfektionsmitteln in die Nase.
Der Kaiserschützensteig begann an der Gruttenhütte in leichtem Nebel, der sich bald verzog. Gut zu machen war der Klettersteig. Der Übergang zur Gamshalt hat einige von uns doch herausgefordert. Zum Teil ist der Weg brüchig und ausgesetzt. Doch mit Bravour hatte jeder von uns auch dieses Wegstück hinter sich gebracht. Von da aus hieß es jetzt noch lange, lange bergab zu gehen. Immer wieder war dieser mit kleinen Klettersteigen gespickt. Die kleine Halt sparten wir uns. Wir wollten doch noch ein Abendessen im Anton-Karg-Haus. Das gab es auch für die letzten von uns. Vor dem Zu-Bett-gehen gab es noch Feueralarm, ausgelöst von einem Teil, bei dem die Batterie nicht einwandfrei funktionierte. Die Wirtsleute konnten den Alarm auch nicht ausstellen. Etwa nach einer gefühlten halben Stunde war dann Ruhe in der Hütte und wir konnten uns beruhigt nach dem anstrengenden Tag ablegen.
Das Frühstück im Anton-Karg-Haus war genial. Der Hüttenwirt ist gelernter Bäcker und Konditor. Gestärkt machten wir uns an den Abstieg: die mit dem Zug nach Hause fuhren, etwas früher; die mit dem Auto weiterreisten, in aller Gemütsruhe etwas später. Der Wilde Kaiser hat es uns angetan. Gerne denken wir an diese Tour zurück.
16.05.19, Astrid Kunisch